Wachau | Österreich
..endlich Urlaub. Zunächst hatten wir Kroatien oder Italien ins Auge gefasst aber dann auch wieder schnell verwerfen müssen. Wer einmal ins das worldewideweb schaut kann sich erklären warum. Man muss nicht alles mitmachen. So haben wird durch einen Zufall die Wachau in Niederösterreich als Alternative gefunden. Gelegen an der Donau, unweit von Wien und in einem Weinbaugebiet – in Summe genau unsere Vorstellung vom Herbsturlaub.
06.09.2023
Prag – die goldene Stadt an der Moldau. Eine lohnende Etappe auf dem Weg nach Österreich. Das Hotel „Don Giovanni“ war gebucht und stellte sich als Glücksgriff heraus. Ungefähr 10 Tramminuten oder 7 Stationen vom lebhaften Zentrum Prags entfernt. Wir machten eine kleinen Abstecher in die Altstadt. Die üblichen Verdächtigen waren unser Ziel – Rathausplatz mit Weltuhr und über die Karlsbrücke rüber auf die Kleinseite. Massen an Menschen waren unterwegs, in den engen, schmucken Gassen wimmelte es voller Touristen. Wir gehörten für einen kleinen Moment dazu. Auf der Kleinseite, etwas abgelegen von den Menschenströmen war es auszuhalten. Es wurde dunkel und die Altstadt Prags erstrahlte im Glanz der Gaslampen. Wir genossen diesen Anblick beim Glas Fassbier/Wein und einem Käseteller a la „Touristennepp“. Müde aber zufrieden verbrachten wir die Nacht in Prag.
07.09.2023
Das Navi hatte ich bestückt mit dem Suchbegriff „Maria Laach im Jauerling“. Die Fahrt führte uns quer durch Tschechien auf Europastrassen / wohlgemerkt keine Autobahnen. Die geplante Fahrzeit betrug bei 255 km satte 4,5 Stunden. Diese Zeit war zu Recht kalkuliert. Auch nach Querung der österreichischen Grenze wurde es nicht schneller. Gefühlt über Land-und Nebenstrassen kamen wir unserem Ziel näher. Kurze Zweifel, die Strassen, nein es waren Wege, wurden immer enger und kurvenreichen und wir glaubten für einen Moment, dass dies nicht der Weg zum Ziel sein kann. Irgendwann waren wir aber am ersehnten Endpunkt unserer Fahrt. Ein kleiner beschaulicher Ort inmitten von grünen Hügeln, oberhalb der Donau. Diese Gegend gehört schon zum Waldviertel.
08.09.2023
Den obligatorischen Zimmertausch haben wir auch hier vollzogen. Von klein auf etwas größer mit Blick in den Garten und der Sonne am Nachmittag. Die erste Wanderung führte uns in die Gegend rund um Maria Laach. Die Runde nannte sich „Weinrunde“, obgleich von Wein aber weit und breit nichts zu sehen war. Dafür aber Blumenwiesen, Obstbäume und prächtige Panoramablicke in das Umland. Einfach herrlich auf 591 m über N.N.
Am Nachmittag dann doch noch der Wein. Der steht in Terrassen angeordnet entlang der Donau. Landschaftlich ein Traum. Krems und Dürnstein haben wir uns angesehen. Nachdem die vielen Touristen am späten Nachmittag abgezogen waren hatten wir Platz in den engen, mittelalterlichen Gassen. Viel Geschichte, viel zu googeln und einfach sehenswert.
09.09.2023
Den Jauerling haben wir bezwungen. Zugegeben, mit dem Auto bis zum Parkplatz an der Bergstation von Oberndorf war es einfach. Das Gipfelplateau auf ca. 950 m N.N. gab der Region um Maria Laach den Namen. Meine Höhenangst hat mich auf dem Aussichtsturm nicht übermannt. Belohnt wurden wir mit einem nicht ganz klaren Weitblick. Die Hitze flirrte in der Luft, was die Weitsicht doch etwas einschränkte. Gegen Mittag ergatterten wir einen sonnigen Platz auf der Terrasse des Naturparkhauses. Die Weinregion um den Ort Spitz herum und die Donau lagen uns quasi zu Füssen. Eine erste Mehlspeise haben wir genossen – Mohnnockerln standen auf der Speisekarte.
Am Nachmittag wieder ein kleiner Abstecher nach Krems. Shoppen, den es mussten neu Flipflops her. Die Alten haben den Geist aufgegeben. Von Krems aus lohnte sich ein kleiner Abstecher zum Stift Göttweig. Sehr sehenswertes Kloster und wieder war die späte nachmittägliche Stunde auf unserer Seite, den wir hatten den Innenhof und die Stiftskirche fast für uns allein.
10.09.2023
Sonntag – Herbstkirtag in Eggersbach am Markt. Wir kamen durch einen Zufall in den Genuss der niederösterreichischen Tradition des Erntedanks. Wie sagt man hier – zünftig war´s.
Die Wanderrunde um den Edelberg kann man sich getrost sparen. Stetig bergan und immer durch den Wald. Kein Blick in die Landschaft. Der einzige Vorteil den wir hatten war der Schatten bei ca. 31 °C. Zwei Highlights hatte ich dann doch noch – eine Smaragdeidechse gesehen und mit den Füssen in der Donau gestanden. Na bitte!
11.09.2023
Es war immer noch heiß, Mittagstemperaturen jenseits der 30°C. Schatten wäre an diesem Tag auch schön gewesen aber wir hatten uns für eine Weinwanderung entschieden. Spitz a.d. Donau ist ein verträumter Weinort. Die Weinterrassen sind das Markenzeichen der Gegend. Immer bergan und nach Möglichkeit den Schatten der Reben suchend führte und der Weg stetig bergan. Unbeschreibliche Blicke und ein traumhafter Wein waren unser Lohn für den schweißtreibenden Anstieg. Später in der Vinothek erfuhren wir, dass die Lese an der Donau erst im Oktober beginnt. Wir glauben, dass es ein guter Jahrgang wird. In Spitz haben wir uns dann mit österreichischem Wein eingedeckt. Insbesondere der Gelbe Muskateller, eine Reben die es in unseren Weinbreiten nicht gibt, umspielt den Gaumen, wenn er schön kalt getrunken wird. Ein Karton davon geht mit in die Heimat.
Eine Auffälligkeit begleitete uns die ganze Zeit. Die Österreicher scheinen die Deutschen nicht sonderlich zu mögen. Kleine Nuancen von Arroganz und Unfreundlichkeit stellten wir nicht nur in den hochpreisigen Vinotheken fest. Es lag mit Sicherheit nicht an unserem Wanderoutfit! Schade eigentlich. Das Wort „Piefke“ hörten wir nicht nur einmal.
12.09.2023
Wir mussten vor den Temperaturen flüchten. Es waren wieder 30°C angesagt. Im September, quasi im Herbst, brauchten wir an keinem der Tage eine Jacke, einen Pullover oder eine lange Hose. Das sagt ja wohl alles über die äußerlichen Bedingungen.
Melk mit dem Klosterstift und der Altstadt lag ca. 12 km entfernt. Ein imposantes Ensemble, das sich die Benediktiner dort oberhalb des Stromes erschaffen haben. Alte und neue Architektur unterstreichen das Ansinnen. Die Touristen aus aller Welt werden hier durchgeschoben. Wir hatten das Glück eine deutschsprachige Führung zu erwischen und bekamen so die Grundinformationen über diesen Ort aus erster Hand.
Die Altstadt von Melk geht so ein bißchen unter im Schatten des Stiftes. Es lohnt sich aber auch hier die ausgetretenen Stufen in die Altstadt zu bewältigen, denn (Tipp!!!) beim Metzger am Markt schmecken die Semmeln mit Leberkäse oder wahlweise Schnitzel besonders gut. Wo ich gerade bei der Kulinarik bin. In der Melker Altstadt verkosteten wir die ersten Marillenknödel. Nüchtern bleibt festzustellen, dass Pflaumenknödel mindestens genauso gut schmecken. Ob der Frucht sicherlich ein anderen Geschmack aber der gleiche Teig. Hinzu kommt, dass die Knödel nicht mit ca. 5 EUR pro Stück zu bezahlen sind. Auch wieder so eine Touristenfalle! Das Thema „Marille“ wird hier sehr überbewertet.
Wir hatten noch keine Lust auf das Hotel und wir machten weiter in Kultur und Geschichte. Unweit von Melk liegt das Schloss Artstetten. https://www.schloss-artstetten.at Die Heimstätte eines Thronfolgers der Habsburger, die ja bekanntlich den Kaiser der k.u.k Monarchie stellten. Erbherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie fielen am 28.06.1914 in Sarajevo einem Attentat zum Opfer. Dies war der Grund für die Kriegserklärung Österreichs an Serbien und damit der Auslöser des 1. Weltkrieges mit verheerenden Folgen. Die beiden Ermordeten sind neben anderen Angehörigen der letzten Kaisermonarchie in der Familiengruft bestattet.
Nachts hatten wir einen besonders schönen Sternenhimmel. Bereits an den Abenden zuvor bemerkten wird zahlreiche Sternschnuppen am spätsommerlichen Himmel. Ich versuchte eine Timelapse, stellte das Stativ auf den Balkon und stellte die Serienbildaufnahme auf 2.500 Auslösungen. Das Ergebnis mit dem Blick vom Balkon in die Gegend des Waldviertels zeige ich jetzt.
13.09.2023
Der letzte Tag in der Wachau. Wir hatten nochmals Lust auf eine kleine Weinwanderung. Die Weinberge zwischen den Orten Spitz und Dürnstein waren unser Ziel. Weißenkirchen, ein kleiner zinnenbewährter Weinort, bot dafür die besten Voraussetzungen. Die Kirche im Ort zeugt noch heute davon, dass hier eine starke Stadtbefestigung in Zeiten unserer Vorderen Schutz bot. Den Wegweiser in den Weinberg folgend ging es zunächst stetig bergan. Bei den noch herrschenden Tagestemperaturen kam uns die Ausspanne im Weinberg gerade recht. Inmitten der fantastischen Aussichten stand an einer Weinbergshütte ein gefüllter Kühlschrank. Eine Flasche köstlichen Weißweins kostete an der Kasse der Vertrauens 10,- EUR, Gläser standen gleichsam bereit, so dass unsere Pause im Weinberg auch zur frühen Stunde (11.00 Uhr!!) mehr als gelungen war. Ich muss sagen, so geht es auch. Da haben die Österreicher uns Deutschen vieles voraus.
Die Flasche Wein schafften wir nicht ganz aber weitere Aussichtspunkte boten Gelegenheiten den Schraubverschluß nochmals zu lüften. Ein schöner Abschluß. Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns von der Wachau. Gemeinsam beschlossen wir, dass wir wiederkommen werden.
14.09.2023
Die Koffer waren im Auto verstaut, die Hotelrechnung bezahlt und wir rollten, diesmal auf der Autobahn in Richtung Deutschland mit dem Zwischenziel Leipzig. Die Fahrt wollte nicht enden. Ohne Stau kamen wir trotzdem geschlaucht nach ca. 750 km in der sächsischen Metropole an.
15.09.2023
Der finale Weg nach Hause war an diesem Freitag ein Graus. Volle Autobahnen, Sperrungen, etc. zwangen uns die letzten 150 km über Landstraßen zu fahren. Armes Deutschland! Überall kaputte Straßen, Umleitungen und keiner arbeitet in diesen Baustellen. Willkommen im Leben!